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Zunehmend mehr Rentner verschuldet: Die Schuldnerberatung der Diakonie in Warburg setzt sich für Hilfesuchende ein

Aus: Neue Westfälische Warburg, 8. Juni 2015

Von Vivien Tharun

Warburg. Meist ist es eine Verkettung unglücklicher Umstände, die in die Schuldenfalle führt. Die Kündigung des Arbeitsvertrages oder der Tod des Lebenspartners gehören dabei zu den häufigsten Ursachen. Die weiteren Folgen sind für die Betroffenen kaum absehbar. Zahlungsversäumnisse häufen sich und der Schuldner weiß in seiner Verzweiflung nicht, wie er mit den Gläubigern verhandeln soll. Oftmals erst an diesem Punkt wenden sich Betroffene als Hilfesuchende an die Schuldnerberatung der Warburger Diakonie - der Schritt dorthin ist für viele kein leichter.

Alleine 192 Beratungen für Schuldner aus der Warburger Region hat die Diakonie im vergangenen Jahr durchgeführt. Die größte Gruppe stellten dabei Personen, die ihre Arbeit verloren haben. Doch schon an zweiter Stelle sind es Menschen, die erwerbstätig sind. Ihr Einkommen liegt meist leicht über dem Hartz IV-Satz, so dass Aufstocken für sie nicht möglich - ebenso wenig wie die Zahlung ihrer Säumnisse machbar ist.

Besorgniserregend ist zurzeit die steigende Anzahl Rentner, die ihre Schulden nicht mehr begleichen können. "Bei Rentnern ist es häufig so, dass der Partner verstirbt, der Hinterbliebene die restlichen Raten beispielsweise für das Haus nicht alleine begleichen kann", erklärt Evelyn Vornweg, die die Schuldnerberatung der Diakonie Warburg leitet. Katharina Linpinsel, Leiterin der Diakonie Warburg, weiß zu ergänzen: "Es sind aber auch zunehmend allein erziehende Mütter, die uns aufsuchen", sagt sie. Das Einkommen der Mütter setze sich aus unterschiedlichen, kleineren Beträgen wie Kindergeld, Alimente, vielleicht noch Wohngeld und dem Lohn für einen Minijob zusammen, so Linpinsel weiter. Falle auch nur einer dieser Beträge weg, könnten laufende Kosten nicht mehr gezahlt werden.

Ist die Schuldenfalle einmal zugeschnappt, fühlen sich Betroffene meist mut- und kraftlos. Sie wissen nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Der Gedanke, eine Schuldnerberatung aufzusuchen, kann das Gefühl des Versagthabens auslösen, das Gefühl, selbst Schuld zu sein. So wird der Besuch dort gerne so lange hinausgezögert, bis es nicht mehr anders geht. "Dabei können wir schon viel machen, bevor gar nichts mehr geht", so Vornweg.

Ist der Schritt einmal getan, ist es ein zentraler Teil der Beratung, einen Haushaltsplan aufzustellen. Dafür werden über mindestens einen Monat lang die Ein- und Ausgaben genau aufgelistet. So ist leicht ersichtlich, was unter dem Strich übrig bleiben könnte, um Schulden zu tilgen.

Da jedem Menschen eine Grundsicherung zusteht, hilft die Schuldnerberatung ebenso bei der Einrichtung eines Pfändungsschutzkontos, wie bei der Abwicklung eines Privatinsolvenzverfahrens. Privatinsolvenzen können bei Schulden weit über 10.000 Euro oft die letzte Chance auf ein schuldenfreies Leben sein. Die Diakonie tritt für den Schuldner an den Gläubiger heran, einigt sich mit ihm auf Ratenzahlungen oder Vergleiche. "Das hat fast niemand vor Augen, dass die Gläubiger ebenso froh sind, wenn jemand mit ihnen Zahlungsmöglichkeiten ausarbeitet", sagt Linpinsel.

Die Diakonie ist durch ihre jahrelange Arbeit mittlerweile ein geachteter Gesprächspartner bei Kreditinstituten und Versandhandel. Für Schuldner ist dieser Einsatz eine echte Erleichterung. Denn so gut wie alle schaffen es, die neu ausgehandelten Forderungen zu begleichen. "Nur ein sehr geringer Teil, vielleicht maximal zehn Prozent, machen weiterhin mutwillig Schulden", so Linpinsel.

Für ganz akute Notfälle hat die Diakonie Paderborn-Höxter einen Schuldnerfond eingerichtet. Aus diesem Fond kann ein zinsloses Darlehen beantragt werden, wenn eine echte Notlage eintritt. Beispielsweise, wenn einer Familie mit kleinen Kindern der Strom oder das Wasser abgestellt wird. Dann kann aus dem Fond der Rechnungsbetrag vorgestreckt werden, um die Grundsicherung der Lebensverhältnisse zu wahren. Unter anderem für diesen Fond gehen fleißige Helfer in ihrer Sommersammlung noch bis zum 13. Juni in Warburg in evangelischen Haushalten sammeln. Von den Spendeneinnahmen gehen 25 Prozent an diakonische Projekte vor Ort, 35 Prozent an den Fond der Schuldnerberatung und 40 Prozent sind für die Arbeit des Landesverbandes bestimmt.

Info:
Kontakt
An einer Beratung interessierte Schuldner können in der Warburger Geschäftsstelle der Diakonie unter Tel. (0 56 41) 78 88 13 einen Termin mit Evelyn Vornweg vereinbaren. Die Öffnungszeiten sind: montags, mittwochs und freitags von 9 bis 12 Uhr und dienstags von 17 bis 19 Uhr.

2015 06 08 NW WAR Schuldnerberatung Foto

Individuelle Beratung: Sorgfältig erstellt Evelyn Vornweg für Schuldner einen Haushaltsplan.
Foto: Vivien Tharun/Neue Westfälische Warburg

 

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Freitag, 15.03.2024, Karl-Schurz-Straße 19, 18:00 Uhr, WORKSHOP Antisemitismus und Rassismus


Mittwoch, 20.03.2024, Sternstraße 19, 19:00 Uhr, WORKSHOP Antisemitismus und Rassismus


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