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Sucht- und Drogenberatung der Diakonie in Corona-Zeiten: Hohe Nachfrage in der Beratung

2021 07 13 Auspurg Engelke kl

Berichten von ihren Erfahrungen in der Sucht- und Drogenberatung während der Corona-Pandemie: Anja Vorlicek-Auspurg (l.) und Ynes Engelke, Sucht- und Drogenberaterinnen der Diakonie in Warburg. Foto: Diakonie

Warburg (dph). Geschlossene Grenzen und gestrichene Flugverbindungen in der Coronazeit haben den Drogenhandel verändert. Kontaktverbote und eingeschränkt erreichbare Suchthilfeeinrichtungen den Alltag und die Versorgung von Suchterkrankten erschwert. In einer Pressemitteilung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung vom März 2021 wurden die Auswirkungen der Corona-Maßnahmen auf suchterkrankte Menschen deutlich. Wie sind die Hilfesysteme im Altkreis Warburg inzwischen aufgestellt, und wie erleben die professionell Helfenden die Nachfrage in Zeiten von Lockerungen und gesunkenen Inzidenzen? Ynes Engelke und Anja Auspurg, Sucht- und Drogenberaterinnen der Diakonie Paderborn-Höxter e.V., berichten von ihren Erfahrungen.

„Dass die internationalen Wege des Drogenhandels sich schnell an die neuen Gegebenheiten anpassen konnten, war eigentlich zu erwarten. Viel interessanter ist aber, dass die Verfügbarkeit regionaler Lieferketten deutlich eingeschränkt war und noch immer ist“, gibt Ynes Engelke das Erleben ihrer Klienten wieder. „Der bekannte Dealer vor Ort hatte nichts mehr, sie waren gezwungen, sich andere Verkäufer zu suchen und oft mussten sie die Erfahrung machen, dass gestreckt wurde, dies optisch jedoch bis zum Konsum kaum zu erkennen war. Sichere und bekannte Quellen wurden unsicher.“ Für die Suchtberaterin ist klar, dass das Risiko der Schädigungen von Gehirn und Körper, von Drogenpsychosen und anderen anhaltenden neurologischen Beeinträchtigungen nicht abzuschätzen ist. „Kaum ein Konsument weiß, mit was gestreckt wird,“ ergänzt Anja Auspurg.

Die Zahlen geben den Diakonie-Mitarbeiterinnen Recht: Die Zahl der Drogentoten in Deutschland ist im Jahr 2020 erneut gestiegen – um 183 von 1.398 Tote (2019) auf 1.581 Tote (2020), das ist ein Anstieg um 13 Prozent (Quelle: Bericht der Drogenbeauftragten der Bundesregierung vom März 2021). „Auf Nachfragen berichteten einzelnen Klienten von einer Verlagerung von Drogen auf Alkohol, teilweise auf illegal beschaffte verschreibungspflichtige Medikamente. Dies hing wohl zusammen mit der Verunsicherung oder den teils sehr langen Wegen und steigenden Preisen“, so Auspurg.

Doch auch die sozialen Komponenten der Corona-Pandemie, die alle Bevölkerungsschichten tief getroffen haben, spielen bei drogenabhängigen Menschen eine Rolle. „Oft findet Drogenkonsum nicht alleine statt. Teils ist der Verkäufer nicht nur eine Bezugsquelle, oft sind er und die anderen Mitkonsumenten die einzig echten sozialen Kontakte. Menschen, die in der selben Welt leben, die einem auf Augenhöhe begegnen und denen man sich nicht unterlegen fühlt.“ weiß Auspurg zu berichten.

Die Einsamkeit im Corona-Lockdown spielt besonders dann eine Rolle, wenn man bedenkt, dass es bei Suchterkrankungen selten um die reine Abhängigkeit vom Suchtmittel geht. So betont Ynes Engelke, dass es in vielen Fällen wichtig sei, das gemeinsame Auftreten (Komorbidität) mit anderen psychiatrischen Erkrankungen, seien es Psychosen, Depressionen oder Ängste, zu berücksichtigen. Dass psychische Erkrankungen im Verlauf der letzten eineinhalb Jahre einen guten Nährboden fanden, ist durch Studien inzwischen gesichert.

Der erste Lockdown traf auch die Sucht- und Drogenberatung der Diakonie in Warburg unvorbereitet. „Von heute auf morgen konnten Termine nicht mehr stattfinden, Unterlagen nicht weiterbearbeitet werden, Verbindlichkeiten rissen ab, und wir konnten das kaum auffangen“, erzählt Ynes Engelke. Inzwischen haben sich verschiedene Beratungsformen etabliert, der direkte Kontakt zum Klienten ist für die Suchtberaterin jedoch die wichtigste Form. „Für manche Menschen sind Telefonate oder Videokonferenzen eine Erleichterung, gerade wenn sie nicht mobil sind, oder das Haus nicht mehr als nötig verlassen wollen. Für andere ist der wöchentliche Termin in der Beratungsstelle jedoch ein wichtiger Fixpunkt: Sich aufraffen, vor die Tür gehen, etwas erledigen, ein Stück Normalität erleben.“ ergänzt Anja Auspurg.

Wichtig ist beiden Diakonie-Mitarbeiterinnen, dass Ratsuchende wissen: „Wir sind erreichbar. Inzwischen ist wieder viel Beratung in Präsenz möglich. Offene Sprechstunden können wir aktuell noch nicht anbieten, wir arbeiten mit Terminen. Da die Nachfrage zurzeit recht hoch ist, kann es zu kleineren Wartezeiten kommen.“

Terminwünsche oder Fragen zur Selbsthilfegruppe in Warburg können gerne per Email an sucht-und-drogen(at)diakonie-pbhx.de oder während der Sprechzeiten Mo und Mi 9-12 Uhr und Di 17-19 Uhr telefonisch an die Sucht- und Drogenberaterinnen herangetragen werden.


 

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Freitag, 15.03.2024, Karl-Schurz-Straße 19, 18:00 Uhr, WORKSHOP Antisemitismus und Rassismus


Mittwoch, 20.03.2024, Sternstraße 19, 19:00 Uhr, WORKSHOP Antisemitismus und Rassismus


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