Geflüchtete haben ein Recht auf Schutz und faire Asylverfahren. Das Land NRW fördert daher die Flüchtlingsberatung der Wohlfahrtsverbände. Doch jetzt gefährden unzureichende Fördervorgaben insbesondere die Arbeit in den Landesunterkünften. Erste diakonische Werke wie die Diakonie Paderborn-Höxter und Düren haben ihren Ausstieg aus der Asylverfahrens- sowie Psychosozialen Erstberatung und den Beschwerdestellen bereits beschlossen.
Der Grund: Während das Land NRW bis dato 99 Prozent der tatsächlichen Personalkosten bei der Flüchtlingsberatung in Landesunterkünften refinanzierte, sollen die Wohlfahrtsverbände ab Januar 2021 bis zu 15.000 Euro Eigenmittel pro Vollzeitstelle erbringen. Das aber können viele Träger der Wohlfahrtspflege in NRW nicht leisten. Betroffen sind insgesamt 134 Stellen: 81 in der Asylverfahrensberatung, 38 Beschwerdestellen (Teilzeit), 26 Stellen in der Psychosozialen Erstberatung und fast 30 in der Ausreise- und Perspektivberatung.
Appell an das Flüchtlingsministerium
„Mit der Neuausrichtung des Förderprogramms ‚Soziale Beratung von Geflüchteten‘ gefährdet das Flüchtlingsministerium die unabhängige, der Humanität und den Menschenrechten verpflichtete Flüchtlingsberatung und ihre funktionierenden Beratungsstrukturen für geflüchtete Menschen“, kritisiert Diakonie RWL-Vorstand Christian Heine-Göttelmann. „Wir wünschen uns, dass das Ministerium seinen Förderaufruf überdenkt. Das gilt vor allem für die Förderbeträge und die Förderung der fachlichen Qualität durch überregionale fachliche Angebote, etwa im Bereich der Fachbegleitung der Asylverfahrensberatungsstellen.“
Mit Enttäuschung und „Fassungslosigkeit“ reagieren Träger wie die Diakonie Paderborn-Höxter auf die unzureichenden Fördervorgaben des Landes. .„Wir haben erfolgreich ein Modellprojekt für psychosoziale Hilfen auf den Weg gebracht. Seit vielen Jahren beraten wir Geflüchtete im Asylverfahren und haben auf Bitten des Landes ein Beschwerdemanagement aufgebaut. Jetzt müssen wir unser gesamtes Beratungsangebot zum 31. Dezember in den Zentralen Unterbringungseinrichtungen in Borgenteich und Bad Driburg einstellen“, bedauert Diakonie-Vorständin Jutta Vormberg. Sie betont die Verantwortung des Landes, aber auch der gesamten Gesellschaft gegenüber geflüchteten Menschen. „Sie haben ein Recht auf Schutz, gute Begleitung und faire Verfahren. All das sehen wir jetzt in Gefahr.“
Weitere Informationen: www.diakonie-rwl.de/soziale-fluechtlingsberatung
Diakonie RWL
Das Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe e.V. ist der größte diakonische Landesverband und einer der größten Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege. Es erstreckt sich über Nordrhein-Westfalen, Teile von Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Hessen. Die Diakonie RWL repräsentiert rund 5.000 evangelische Sozialeinrichtungen, in denen 330.000 Mitarbeitende hauptamtlich oder ehrenamtlich tätig sind.