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Wohlfahrtsverbände besuchten ZUE Borgentreich: Besorgnis über die Folgen der längeren Aufenthaltsdauer

2018 12 19 Besuch WV Kreis HX ZUE Borgentreich kl

Beim Besuch in der ZUE Borgentreich: (von links) Wolfgang Kuckuk (Arbeiterwohlfahrt), Kathrin Jäger (Paritätischer Wohlfahrtsverband), Christian Lange (Deutsches Rotes Kreuz), Jutta Vormberg (Diakonie) und Thomas Rudolphi (Caritasverband). Foto: AG Wohlfahrtsverbände Kreis Höxter

Borgentreich/Kreis Höxter. Die Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände im Kreis Höxter hat die Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes NRW für Flüchtlinge in Borgentreich besucht. In Gesprächen mit dem stellvertretenden Leiter der ZUE, Herbert Gehrendes, und Dirk Damm, Verfahrensberater der Diakonie Paderborn-Höxter e.V. in der ZUE, informierten sich die Vertreterinnen und Vertreter der Wohlfahrtsverbände vor Ort über die Situation der dort lebenden geflüchteten Menschen.

Mit Sorge betrachten die Wohlfahrtsverbände die Entwicklung, dass Menschen in den Unterbringungseinrichtungen zunehmend länger ausschließlich zum Warten gezwungen sind.

Hintergrund ist der Asylstufenplan der Landesregierung, wonach geflüchtete Menschen ohne Bleibeperspektive bzw. aus sicheren Herkunftsländern bis zu 24 Monate in einer ZUE bleiben müssen, bis sie ausreisen oder abgeschoben werden. Nur Familien mit minderjährigen Kindern sollen ab dem vierten Aufenthaltsmonat Kommunen zugewiesen werden. Alle anderen Flüchtlinge sollen erst nach sechs Monaten (bisher drei) auf die Kommunen verteilt werden. „Vieles in der Umsetzung des Asylstufenplans ist völlig unklar“, betont Wolfgang Kuckuk (Vorstandsvorsitzender des Kreisverbandes Höxter der Arbeiterwohlfahrt). So gebe es vor Ort Betreuungseinrichtungen für minderjährige Kinder. Die Menschen seien zwar versorgt, aber die erzwungene Untätigkeit und Perspektivlosigkeit fördere nicht die Integration. Sie würden nur das Warten erfahren und bekämen kaum Kontakt zur deutschen Bevölkerung, kritisieren die Wohlfahrtsverbände. „Je länger das Warten dauert, desto schwieriger wird später die Integration“, ist Kathrin Jäger (Kreisgruppengeschäftsführerin Der Paritätische Kreis Höxter) überzeugt. Allein 40 Prozent der eingereichten Klagen vor den Gerichten gegen mangelhafte Bescheide des Bundesamtes für Migration und Flucht seien erfolgreich. Dann würden die ersten Schritte der Integration, das Ankommen in der deutschen Gesellschaft und Sprachkenntnisse fehlen und müssten nachgeholt werden.

Aber nicht nur die Integration der Flüchtlinge wird durch die lange Aufenthaltsdauer in den Unterbringungseinrichtungen behindert. „Die Perspektivlosigkeit, die Isolation und der unstrukturierte Tagesablauf zermürben die Menschen und können sie auch krank machen“, sagt Christian Lange (Vorstand Deutsches Rotes Kreuz Kreisverband Höxter).

Das Konzept der Unterbringung sollte überprüft werden, fordern die Wohlfahrtsverbände im Kreis Höxter. „Es ist nicht menschenwürdig, dass die Geflüchteten dazu gezwungen sind, bis zu zwei Jahre nur zu warten“, erklärt Thomas Rudolphi (Vorstand Caritasverband für den Kreis Höxter). Ihnen werde dadurch die Möglichkeit genommen, ihre Rechte wahrzunehmen und für sich selbst zu sorgen.

Darüber hinaus fordert die Arbeitsgemeinschaft, dass alle Maßnahmen unternommen werden, um die Integration von Anfang an zu fördern. „Wir brauchen einen Plan für die Integration, der allen in Deutschland lebenden Menschen Teilhabe ermöglicht“, unterstreicht Jutta Vormberg (Vorstand Diakonie Paderborn-Höxter ).

„Integration beginnt am ersten Tag“, sind die Vertreterinnen und Vertreter der Wohlfahrtsverbände überzeugt. Deshalb sollte die Landesregierung den Kommunen mehr Mittel für die Integration zur Verfügung stellen, und geflüchtete Menschen müssten wie bisher nach drei Monaten Kommunen zugewiesen werden.

Zurzeit sind in der ZUE Borgentreich 230 Menschen untergebracht, unter anderem aus der Türkei, dem Iran und Syrien. 44 sind unter 18 Jahre alt. Die ehemalige Kaserne hat Kapazität für 500 Personen. Sie liegt zwei Kilometer vom Ortskern entfernt und ist nur schwer mit dem Bus zu erreichen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt aktuell vier Monate. Sehr groß ist der freiwillige Einsatz: Von den 12 Ehrenamtlichen engagiert sich jeder vier bis acht Stunden wöchentlich, zum Beispiel in der Kleiderkammer, bei Sprachkursen und in der Kinderbetreuung. Seitens der Stadt Borgentreich und der Bevölkerung gibt es eine starke Bereitschaft, den Flüchtlingen in der ZUE zu helfen. Unterstützung gibt es durch die Kirchengemeinden, das Jugendzentrum und Sportvereine. Unterstützungsbedarf besteht besonders bei Freizeit- und Sportangeboten. Im Kreis Höxter befinden sich zwei der drei Zentralen Unterbringungseinrichtungen der Bezirksregierung Detmold: Borgentreich und Bad Driburg.

 



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